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Wenn der Himmel einen Hund erschaffen hat, muss es für ihn auch eine Arbeit geben.

(frei nach einer asiatischen Weisheit)

 

 

Der Zughund - (k)eine Spinnerei von heute!?!

 

Wir alle kennen den Ausdruck: "Der ist auf den Hund gekommen!" Heute meinen wir, dass sich jemand in seinem Leben verschlechtert hat. Aber als dieser Spruch entstanden ist, ging es darum, dass ein armer Mensch sich ein Hundegespann leisten konnte und so nun besser seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Es bedeutete also einen sozialen Aufstieg!

 

Zughunde haben eine jahrtausende alte Tradition. Wahrscheinlich sind es die ältesten Zugtiere überhaupt. Es gibt z.B. eine griechische Vase, die Hunde zeigt, die einen Wagen ziehen. Sie wird auf ca. 500 v.Chr. datiert! Das bedeutet, sie ist ca. 2500 Jahre alt!

  

In Europa war der Hund zunächst ein absoluter Luxus. Nur die ganz Reichen und Adligen konnten es sich leisten, ein Zughundegespann zu halten. Daher war es auch selbstverständlich, dass die Tiere sehr gepflegt wurden. Fürstliche Hundepfleger gaben ihnen sogar Gänseleber zu fressen. Die Hofdamen ließen sich in prachtvollen Kutschen ziehen. Sie veranstalteten Wettfahrten in Parks und auch die Kinder hatten ihre Freude. Ein Hundegespann mit Kutsche gehörte zu den gesellschaftlichen Statussymbolen.

 

Parallel dazu wurden Zughundegespanne bei den einfachen Händlern, Handwerkern und Bauern eingesetzt. Ein Hund ist nicht so anspruchvoll beim Futter wie ein Pferd. Er konnte von Küchenabfällen leben. So konnte ihn sich auch ärmere Menschen leisten. Hunde halfen Gerbern ihre schweren Felle zu transportieren, sie arbeiteten für Fleischer genauso wie für Händler und Bauern. Da der Hund sehr selbstständig ist, braucht er keine Begleitung, wenn er den Weg einmal kennt.

 

     
     

Mit der Industriealisierung wuchsen die Städte immer mehr. Die Wege zwischen den Häusern waren eng und gefährlich. Trotzdem musste die schnell anwachsende Stadtbevölkerung mit Lebensmitteln versorgt werden. Hundekarren oder -wagen kamen problemlos bis in jeden Winkel der Stadt und sie konnten bequem von Frauen und Kindern geführt werden. Und da der Hund die Waren bewachte, waren sie vor Überfällen sicher.

 

 

So kam es dazu, dass das Stadtbild von Gerber-, Fleischer-, Gemüse-, Kartoffel-, Töpfer-, Milch- und anderen Kleinhändlerkarren geprägt wurde. Der Hundewagen von damals war der Supermarkt von heute! Um 1900 gab es allein in Belgien und Holland ca. 150 000 Zughunde.

  

Neben dem Warentransport fand der Zughund aber auch seine Aufgaben bei der Beförderung von Menschen. Natürlich gab es Hundekutschen, mit denen Touristen herumgefahren wurden. Auch für Begräbnisse wurden Hundewagen eingesetzt. Wichtiger aber war ihre Beteiligung in beiden Weltkriegen! In beiden Kriegen wurden die Zughunde zwangsverpflichtet, also ihren Besitzern weggenommen.

 

Hundegespanne arbeiten leiser als Motoren und sind nicht so störanfällig. Sie arbeiten selbstständig mit Köpfchen und sie sind niedriger und wendiger als Pferdegespanne. Sie konnten unter der Schusslinie hindurchlaufen. So zogen sie Munition, Maschinengewehre, Verpflegung, Pakete und Briefe, Verwundete und Tote. Zughunde zogen Flüchtlinge und ihre Habe und Invaliden in ihren Rollstühlen.

 

 

     
     

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren viele Landstriche vollkommen zerstört. Hier leisteten Menschen und Zugtiere beim Aufräumen der zerbombten Städte Unglaubliches!  

  

Heute muss niemand mehr einen Hund einspannen. Leider ist der Zughund arbeitslos geworden. Aber es gibt noch Menschen, die ihn sinnvoll einzusetzen. So transportiert er (zwar selten) die Milch vom Bauern, Heu und Stroh und manchmal darf er in der Forstwirtschaft helfen. Aber am schönsten ist es, wenn Kinder auf dem Wagen sitzen.
 

 

Und so kam es, dass ich auf die Idee kam, mit meinem Hund eine uralte Tradition in der Regio wieder aufleben zu lassen.

 

 

 

                 

 

 

 

Das ist das Fahrschulschild am Ende des Wagens.

So kann Jeder sehen, dass wir Fahrschüler sind.

 

 

 

 

 


  

 

 

 


 

 

 

   


 


 

 


 

 

 

   


 


 

 

 

Und die Zweibeiner haben sich auch einen Kaffee verdient.

 

 

 

 

Auch über die anderen Fahrstunden gibt es Bilder.

Einfach das Bild anklicken!

Künstlerin Anita Niesink

 

 

 

Und das soll gesund sein?

Was sagt denn da der Tierschutz?

Nachdem Madras die erste Fahrstunde richtig Spaß gemacht hat, habe ich natürlich erstmal den Tierarzt aufgesucht. Wir wissen, dass er beidseitig eine leichte HD hat. Und als dieser Bär zu mir kam, war er nur groß, hatte aber überhaupt keine Muskeln. So war die bange Frage: Darf Madras einen Wagen überhaupt ziehen?

 

Und die Antwort war richtig motivierend: Der Tierarzt hat mir von einem Schäferhund mit HD-Beschwerden erzählt, der ebenfalls einen Wagen zog. Mit angemessenem Trainig konnte sein Besitzer die Muskulatur so aufbauen, dass der Hund noch lange relativ gut laufen konnte.


Die Bewegung eines Zughundes ist sehr gleichmäßig und daher viel weniger belastend, als z.B. das Herumtoben mit anderen Hunden. Eine gut ausgebildete Muskulatur wäre für Madras sogar sehr wichtig. Noch hat er ja keine nennenswerten Beschwerden. Und das soll so lange wir möglich so bleiben. Über eine Bemerkung habe ich mich besonders gefreut: Mein Tierarzt ist überzeugt, dass ich so viel Hundeerfahrung habe, dass ich gut einschätzen kann, wann ich meinen Bären überlasten würde.

 

Aber nicht nur die Muskulatur und die Knochen werden aufgebaut. Das Herz-Kreislauf-System wird gestärkt, die Kondition wird gesteigert und die Verbindung zwischen Mensch und Hund wird verbessert. Mir ist auch aufgefallen, dass Madras einfach besser ausgelastet ist. Er ist im Alltag souveräner geworden.


Und noch etwas ist mir aufgefallen: Einen Wagen ziehen bedeutet nicht einfach stumpfsinniges Geradeauslaufen. Der Hund muss auf die Signale des Hundeführers achten. Gleichzeitig nimmt er aktiv am Straßenverkehr teil. Er muss Hindernisse umfahren, auf Autos, Mofas, Radfahrer, Traktoren, Züge und nicht zuletzt auf Fußgänger achten und Rücksicht nehmen. Verschiedene Untergründe verändern das Verhalten des Wagens. Und dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der hohen geistigen Anforderungen, die an einen Zughund gestellt werden.

 

 

Zugarbeit ist eine tolle Aufgabe für den Hund, bei der er körperlich und geistig ausgelastet wird. Und wir wissen alle, dass nur ein ausgelasteter Hund auch ein zufriedener und angenehmer Kumpel ist.


 

 

 

Dann habe ich recherchiert, wie groß die Belastung eines Hundes sein darf. Dabei habe ich herausgefunden, dass ein trainierter Hund problemlos bis zum drei- bis fünffachen seines Körpergewichts ziehen kann.


Schließlich bin ich über eine Dissertation aus dem Jahr 2007 gestolpert, die sich mit der Belastung von Sennenhunden beim Ziehen von Lasten beschäftigt. Hier möchte ich nur das Ergebnis zitieren. Wen die vielen Details interessieren, der sollte die ganze Arbeit lesen. (Es lohnt sich, sind aber 241 Seiten!)

http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/habrocks ws07.pdf


"Abschließend sei anzumerken, dass eine art- und tiergerechte Beschäftigung mi dem Partner Hund insbesondere für temperamentvolle, arbeitsfreudige Hunde eine unerlässliche Notwendigkeit für ein artgerechtes und gesundes Leben ist.


In der heutigen Zeit wird eine körperliche Anstrengung häufig als Belastung und dem Wohlbefinden abträglich angesehen. Dabei wird vregessen, dass eine moderate, dem individuellen Leistungsvermögen des einzelnen Tieres angepasste körperliche Betätigung und geistige Beschäftigung und Forderung wichtige Grundvoraussetzung für die körperliche Gesunderhaltung und artgerechte Haltung ist. (...)


Der Einsatz von (....-) Hunden zur Zugarbeit vor dem Hundewagen stellt unter den in dieser Studie gegebenen Rahmenbedingungen (Wagenmaterial, Außentemperatur etc.) eine aus Tierschutzsicht normale und zuträgliche Belastung dar."

 

Für die Untersuchungen wurden verschiedene Hundewagen verwendeet. Und es freut mich besonders, dass ich mich wohl für den richtigen Wagen entschieden habe, nämlich den vom Schneggenburger.


"Es fällt auf, dass mit dem Wagentyp A ("Schneggenburger" Hundewagen) im Vergleich zu den übrigen drei getesteten Wagentypen am wenigsten Zugkraft aufzubringen ist, unabhängig von der Wegbeschaffenheit."

 

 

      
  


 


 

Seitdem ich nun absolut sicher bin, für meinen Hund und mich die richtige Beschäftigung gefunden zu haben, werden wir das Ziehen einfach in unser tägliches Leben integrieren. Wir können gemeinsam zum Einkaufen gehen, Kinder spazieren fahren, Abfall zum Recyclinghof bringen, Bücher zur Buchschachtel, zur Eisdiele zum Eis Essen usw.


Ach ja, noch etwas: In vielen Berichten habe ich gelesen, dass die Lebenserwartung eines richtig eingesetzten Zughundes steigt! Madras war fast 3 Jahre alt, als er zu mir kam. Ob wir jetzt wohl 3 Jahre länger zusammen bleiben dürfen?

 

                                       

 

 

 

www.4pfoten4u.eu | Stand: 05.10.2013 -Seite wird ständig aktualisiert